Ökologischer Caputalismus – warum ökologisch nachhaltiger Konsum nichts ändern wird

Die Idee des nachhaltigen Konsums verkennt das Wesen der Konsumgesellschaft.

Ökologischer Caputalismus – warum ökologisch nachhaltiger Konsum nichts ändern wird

Das Potenzial nachhaltigen Öko-Konsums wird grandios überschätzt und führt zu symbolischen Handlungen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist, dass nergiesparende Geräte paradoxerweise zu einem höheren Stromverbrauch (Rebound-Effekt) führen. Die steigenden Ansprüche der Konsumenten machen hierbei die möglichen Effizienzgewinne zunichte. Wachstum bleibt eben Wachstum.

Höhere Einkommen korrelieren mit größerer Umweltbelastung, unabhängig vom vorhandenen individuellen Umweltbewusstsein. Kompensationssysteme wie CO₂-Ausgleichszahlungen legitimieren umweltschädliches Verhalten moralisch, ohne es zu reduzieren.

Es wird immer weiter erschwert, echte „grüne“ Produkte von Greenwashing zu unterscheiden. Die Zahl der umweltbewussten Konsumenten steigt zwar, aber die der gleichgültigen und/oder preisorientierten Konsumenten auch. Die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen in der Spätmoderne spielt hierbei als treibender Faktor eine große Rolle.

Bioläden ähneln herkömmlichen Supermärkten und bieten eine Menge unnötiger Produkte an. Niedrigschwellige Angebote, normalisierendes Marketing und der Verzicht auf „Moralpredigten“ motivieren nicht zum Umdenken im Konsumverhalten.

Nachhaltigkeit verlangt schmerzhafte Veränderungen im Lebensstil, die über den Kauf von Öko-Produkten hinausgehen. Falsche Vergleiche, die indvidiuellen nachhaltigen Konsum als besonders attraktiv darstellen, lenken von effektiveren Maßnahmen wie reduziertem Konsum wie weniger Autofahrten ab.

Solange Preise nicht die Wahrheit sagen und die ökologische Wirklichkeit widerspiegeln, bleibt die Produktion der Waren stets umweltschädlich. Für nachhaltige Veränderungen sind politische Interventionen erforderlich. Konsumenten allein können diese nicht herbeiführen. Dies steht ganz offen in logischem Widerspruch zum immergleichen Mantra der „Abstimmung mit den Füßen“, der Ideologie des Marktes, welche die Konsumenten und ihre Konsumentscheidungen als die wahren Mächtigen beschreiben, die die Geschickte der Welt lenken. Es stellt sich heraus, dass handelnde Subjekte über die Jahre geschwächt wurden, bei gleichzeitiger Steigerung ihrer Affekte und Imagination. Angst, Euphorie, Überstimulation, Sehnsucht, Realitätsverlust, Depression sind die Vokabeln, mit denen spätmoderne politische Subjekte (also Konsumenten) unserer Gesellschaften beschreibbar sind. Die Differenz zwischen dem Realen und der kulturellen Zeichenwelt ging verloren. Baudrillards Konzept des Simulacrum ist auf dem Marktplatz der grünen Produkte und Ideen wohl derzeit am deutlichsten zu sehen und im Alltag zu erleben.

Die Idee des nachhaltigen Konsums verkennt das Wesen der Konsumgesellschaft, die auf ständigem Wachstum basiert. Echte Nachhaltigkeit bedeutet weniger Konsum und eine Abkehr vom Wachstumszwang, was notwendige, tiefgreifende strukturelle Änderungen in Politik und Gesellschaft bedeutet. Diese grundlegenden Veränderungen sind nicht in Sicht, sie scheinen hingegen sogar unmöglich.